Wie man einen Krimi schreibt
„Sehr wenige von nns sind das, was wir scheinen.“
Agatha Christie
Krimis sind bei Schriftstellern gleichermaßen beliebt wie bei Lesern. Viele Fans des Genres versuchen sich schließlich selbst oft daran, fesselnde Geschichten mit überraschenden Wendepunkten und mysteriösen Rätseln zu schreiben. Das Schreiben von Krimis ist jedoch mit ganz eigenen Herausforderungen verbunden, denn die Leser von Krimis verlangen nach spannenden Plots, düsteren Schauplätzen und packenden Geheimnissen.
Was muss man also tun, wenn man einen spannenden Krimi schreiben will?
Zuerst einmal: Lesen, lesen, lesen! Wer einen Krimi schreiben will, sollte vorher so viele Krimis wie möglich gelesen haben – von Agatha Christie bis Tess Gerritsen und James Patterson.
Und dann sollte man einfach anfangen, am besten mit dem Verbrechen. Viele Schriftsteller beginnen den Krimi von hinten, nämlich beim Mörder, wie er den Mord ausführt. Schreib den Bösewicht auf, mit seinen Motiven; seine Vorgeschichte, warum er mordet. Bring seinen ganzen Charakter zum Vorschein. Und dann, wenn er den Mord begangen hat, steigst du richtig ein. Dann beginnt der eigentliche Krimi. Die Vorgeschichte ist also nur für dich gedacht, aber dennoch extrem wichtig. Denn nur so kannst du die für den Verlauf des Krimis richtigen Spuren legen.
Außerdem ist der Mord der »Hook«, der Angelhaken, der den Leser an die Angel holt. Ein richtig guter Mord fordert zum Weiterlesen auf.
Zuerst beginnst du also mit dem Bösewicht und dem Mord. Danach führst du den Detektiv ein.
Gib ihm gute und schlechte Eigenschaften, aber die üblichen Klischees solltest du vermeiden. Er sollte kein depressiver Trunkenbold sein, wie er schon unzählige Male geschrieben wurde, und kein Einzelgänger, der von einem früheren Trauma aufgefressen wird. Auch der Bösewicht sollte kein klischeehaftes Genie sein, das die Welt an der Nase herumführt. Gähn. Das gab es schon viel zu oft.
Am besten nimmst du für den Anfang Personen aus deinem echten Leben (die du natürlich veränderst). Dadurch werden sie realistisch und vielschichtig.
Schaffe interessante, neue und mitreißende Detektive und faszinierende Verbrecher, dann werden dir die Leser unendlich dankbar sein.
Ich würde dir immer empfehlen, einen Krimi ausführlich zu plotten. Gerade, weil du immer wieder Brotkrumen an Informationen hinwerfen musst, damit der Leser miträtseln kann. Das sollte am besten vorab geplant werden.
Dafür hilft die die 3-Akt-Struktur, die in jedem Hollywoodfilm, aber auch in vielen Büchern verwendet wird.
Einführung
Anstoßendes Ereignis
Wendepunkt
Konflikt
Mittelpunkt
Krise
Wendepunkt
Finale
Schluss
In der Einführung werden der Mord und der Detektiv vorgestellt. Dann passiert ein Ereignis, das den Helden aus seinem Alltag reißt. Und es kommt der erste Wendepunkt, der klarmacht, dass der Detektiv vor ein besonderes Rätsel gestellt wird und er die Herausforderung annimmt. Das ist der Aufbruch in den 2. Akt. Hier geht es um den Hauptkonflikt, nämlich die Spurensuche. Bis am Mittelpunkt wieder etwas passiert, was der Story eine neue Richtung gibt und den Helden in eine Krise stürzt. Erst der nächste Wendepunkt bringt Klarheit, wer der Mörder ist, bis er im 3. Akt im großen Finale zur Stecke gebracht wird und der Held in seine Welt zurückkehrt. Allerdings etwas verändert. Der Held hat etwas Wichtiges dazugelernt.
Wie schaffst du es, die Spannung konsequent aufzubauen? Das geht dadurch, indem kontinuierlich der Einsatz erhöht wird.
Nehmen wir die einfachen Wendepunkte.
Zuerst könnte es nur darum gehen, dass der Held oder die Heldin einen ganz normalen Mord aufklären soll. Business as usual.
Erster Wendepunkt – der Mord ist nicht normal. Es steht ein weiteres Leben auf dem Spiel.
Mittelpunkt – Ein Unschuldiger soll für den Mord zur Verantwortung gezogen werden. Sein Leben und das seiner Familie steht auf dem Spiel.
Zweiter Wendepunkt – Der Held widersetzt sich den Anordnungen; dadurch steht sein Job auf dem Spiel, zudem weiterhin das Leben des Unschuldigen und dessen Familie.
Höhepunkt – Das Leben von hundert weiteren Menschen steht auf dem Spiel.
Siehst du, wie sich in dem Beispiel die Spannung erhöht, weil immer mehr auf dem Spiel steht?
Bring viele Konflikte und Wendepunkte in deine Geschichte. Konflikte sind das Benzin einer guten Story. Sie treiben die Handlung voran und sorgen für unentwegte Spannung. Und Wendepunkte und Überraschungen fesseln den Leser dermaßen, dass er das Buch erst weglegt, wenn das Rätsel des Krimis gelöst ist.
Was du in einem guten Krimi weiterhin benötigst, ist ein interessanter Sidekick. Sherlock hatte Dr. Watson, Miss Marple hatte Mister Stringer. Jede Detektivfigur braucht einen Begleiter oder eine Begleiterin, die ihr bei den Untersuchungen hilft und auch noch andere Elemente in die Story einfließen lässt, weil sie die Dinge aus einer anderen Perspektive sieht.
Und dann ist da noch eine Blindspur. Ein Ablenkungsmanöver, das den Leser daran hindert, sofort den Mörder zu erraten. Eine gute Blindspur ist beispielsweise ein Verdächtiger, der ebenfalls ein Motiv für den Mord hat und kein Alibi vorweisen kann. Eine Blindspur könnte auch ein scheinbar wasserdichtes Alibi für den Mörder sein, das erst am Ende platzt.
Ein richtig guter Krimi macht sowohl den Lesern Spaß, als auch dem Autor, weil er ein kniffliges Rätsel darstellt, das alle in Atem hält. Halte den Zweifel an der Identität des Mörders bis zum Schluss hoch, dann hast du ein echtes Ratespiel, für das dir die Leser dankbar sein werden.
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